Tesla enttäuscht Analysten: Drittes Quartal unter den Erwartungen​

Tesla verfehlt für das vergangene Quartal die Markterwartungen. Elon Musk stimmt auf schwierige Zeiten ein, gibt sich mittelfristig aber kämpferisch.

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Tesla Cybertruck

Ende November will Tesla die ersten Cybertrucks ausliefern.

(Bild: Tesla)

Lesezeit: 4 Min.
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Tesla hat Zahlen für das dritte Quartal 2023 vorgelegt, die Analysten enttäuschten. Die Bruttogewinnmarge sank im Jahresvergleich im dritten Quartal von 25,1 auf 17,9 Prozent. Damit liegt Tesla noch immer dramatisch vor Volkswagen, die auf 7,3 Prozent kommen. Firmenchef Elon Musk betonte, dass der wirtschaftliche Gegenwind rauer werde. Ein allgemein steigendes Zinsniveau sei besorgniserregend, zudem gebe es auf vielen Märkten Sorgen vor einer Rezession. Trotzdem halte man an den geplanten 1,8 Millionen Neuzulassungen in diesem Jahr fest. Doch nicht alle Probleme sind äußeren Bedingungen geschuldet.

Zu ihnen zählt der lang erwartete und für den US-Markt wichtige Cybertruck. Mit dem habe man sich das eigene Grab geschaufelt, witzelte Musk in einer Telefonkonferenz. Das Handelsblatt zitierte interne Papiere, denen zufolge der E-Pick-up schlecht bremsen würde, nur schwierig zu steuern sei und Lärm verursachen würde. Tesla äußert sich dazu öffentlich nicht. Das Auto, von dem sich Tesla gerade auf dem US-Markt sehr viel verspricht, soll ab Ende November ausgeliefert werden. Es startet in einer Zeit, in der andere Hersteller ihre Pläne für batterieelektrische Pick-ups zurückfahren. Einerseits, weil sie eine Marktsättigung feststellen, andererseits die Erkenntnis gewinnen, dass ihre Kunden nicht mehrheitlich für einen anderen Antrieb einen signifikanten Aufpreis zu zahlen bereit sind. Der batterieelektrische F-150 ist kein Bestseller, GM hat in dieser Woche angekündigt, die Einführung von zwei E-Pick-ups um ein Jahr zu verschieben.

Tesla hat auf dem US-Markt in der jüngeren Vergangenheit für einige Modelle massiv die Preise gesenkt. Das hat den Absatz stabilisiert, den Gewinn allerdings beschnitten. Deshalb versucht die Firma, "gnadenlos" ihre Kosten zu senken, wie es Chefingenieur Lars Moravy ausdrückte. Im vergangenen Quartal steigerte Tesla zwar den Umsatz im Jahresvergleich um neun Prozent auf 23,35 Milliarden Dollar. Doch Analysten hatten im Schnitt mit gut 24 Milliarden Dollar gerechnet. Der Gewinn sank um 44 Prozent auf 1,85 Milliarden Dollar. Die Auslieferungen sanken im vergangenen Quartal unter anderem wegen geplanter Auszeiten zur Modernisierung von Fabriken. Doch diese Stilllegungen waren von den Analysten bereits eingerechnet worden.

Musk wich einigen konkreten Fragen aus. Unter anderem wurde er gefragt, ob Tesla auch die Haftung übernehmen würde, wenn das Fahrzeug von der fortgeschrittenen Version des Assistenzsystems "Autopilot" gesteuert wird. Derzeit sind alle Tesla-Modelle maximal automatisiert unterwegs, also auf Level 2. Auf diesem Niveau stellt sich die Haftungsfrage nicht: Der Fahrer bleibt in der Verantwortung. Das ändert sich mit dem nächsten Versionssprung auf Level 3. Ist das Auto "selbstständig" unterwegs und verursacht einen Unfall, haftet der Hersteller. Mercedes bietet Level 3 in der S-Klasse und dem EQS bereits an, setzt allerdings einen sehr engen Rahmen, in dem das möglich ist. Musk bezeichnete die Mercedes-Technik als "nicht besonders nützlich, weil Tesla viel größere Ambitionen" habe.

Auf die Frage nach den Ausbauplänen für die Werke in Grünheide bei Berlin und Austin in Texas sagte Musk, die aktuelle Priorität sei, die Produktion der bestehenden Fertigungslinien zu maximieren. Die schwierige Konjunktur verglich er mit einem Sturm. Tesla sei ein robustes Schiff. "Wir gehen nicht unter, aber selbst ein großartiges Schiff hat in einem Sturm zu kämpfen." Die Aktie, die vor der Telefonkonferenz noch im Plus lag, beendete den nachbörslichen Handel mit einem Kursverlust von über vier Prozent.

(mfz)