Finnland: Cyberkrimineller und Erpresser zu Gefängnisstrafe verurteilt​

Ein 26-jähriger Krimineller wurde wegen Diebstahl von Daten aus einem Psychiatriezentrum und Erpressung zu mehr als sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

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(Bild: nepool/Shutterstock.com)

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Von
  • Imke Stock

Das Bezirksgericht Länsi-Uusimaa hat Ende April den Finnen Aleksanteri Tomminpoika Kivimäki zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Fall hatte im Oktober 2020 Schlagzeilen gemacht, als bekannt wurde, dass finnische Patienten und Praxen erpresst werden und Daten von Patienten des größten finnischen Psychiatrie-Zentrumbetreibers im Darknet auftauchten. Die Daten waren im November 2018 aus der Patientendatenbank kopiert worden.

Der Täter hatte 2020 sowohl die Einrichtung als auch mehrere tausend Patienten erpresst. Das Gericht teilte in seiner Pressemitteilung mit, dass "die Qualität des Verbrechens außergewöhnlich" sei und es sich aufgrund der Anzahl der Beteiligten um "das größte Verbrechen, das jemals in unserem Land begangen wurde" handeln würde.

Nach dem unbefugten Eindringen und Datendiebstahl hatte der Täter von der Institution 40 Bitcoins als Gegenleistung für die Nichtveröffentlichung der Daten gefordert. Die Patienten erhielten separate Erpressungsnachrichten. Von ihnen wurde eine Zahlung von zunächst 200 Euro, beziehungsweise bei Nichtzahlung innerhalb von 24 Stunden dann 500 Euro gefordert. Gedroht wurde nicht nur mit der Veröffentlichung ihrer Patientendaten, sondern auch mit der Preisgabe der Informationen, welche die Patienten ihren Therapeuten bei Sitzungen erzählt hatten.

Als die Einrichtung nicht zahlte, veröffentlichte der Täter blockweise im Verlauf mehrerer Tage die Patientendaten. Insgesamt wurden so zu rund 33.000 Personen sensible Informationen sowie in 300 Fällen auch Notizen zu Therapiesitzungen öffentlich.

Kivimäki wurde nun in 20.745 Fällen wegen versuchter Erpressung und in 20 Fällen wegen erfolgreicher Erpressung von Patienten verurteilt. Dazu führt das Urteil (PDF) die schwere Datenschutzverletzung und 9.231 Fälle wegen Verbreitung von Informationen, die das Privatleben verletzten, auf. Die Taten fanden im Zeitraum der Jahre 2018 bis 2020 statt.

Kivimäki war 2022 als Verdächtiger in diesem Fall nicht einer Ladung des Gerichts gefolgt und stattdessen geflüchtet. Seit Ende Oktober 2022 war er mit internationalem Haftbefehl gesucht worden. Am 3. Februar 2023 konnte der "meistgesuchte finnische Hacker" in Frankreich mit falschen Ausweispapieren angetroffen und festgenommen werden. Am 24. Februar 2023 wurde er nach Finnland ausgeliefert und saß dort bis jetzt größtenteils in Untersuchungshaft. Zwischenzeitlich war er einmal in den Hausarrest entlassen worden und nutzte dies, um erneut zu flüchten. Er konnte eine Woche später in einer Wohnung in Helsinki wieder festgenommen werden. Der Prozess gegen ihn begann im November 2023.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine siebenjährige Haftstrafe gefordert, was die Höchststrafe in diesem Fall gewesen wäre. Kivimäki war bereits Jahre zuvor in Finnland als 17-jähriger Botnetz-Betreiber in über 50.700 Fällen wegen Internetkriminalität und Computerverbrechen verurteilt worden. Damals hatte er eine zweijährige Bewährungsstrafe erhalten. Das Bezirksgericht berücksichtigte bei seinem aktuellen Urteil nun in der Strafzumessung mildernd die Tatsache, dass Kivimäki über seinen Verteidiger angemessene Vereinbarungen mit Tausenden von klagenden Personen getroffen hatte, die Schadensersatzansprüche erhoben hatten.

Die Forderung des Verteidigers nach einer Strafmilderung wegen der medialen Berichterstattung, die der Fall erhalten hatte, lehnte das Gericht ab. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Kivimäki bleibt in Haft. Sein Rechtsanwalt erklärte, dass sie Berufung einlegen wollen.

(mack)